Mohn- und Kornblumen auf der Wernershöhe
Blick auf die Gronauer Masch
Mittelsäger bei Derneburg
Die Leine bei Betheln
Streuobstwiese
Gronauer Masch
Leineaue
Wernershöhe

Wernershöhe

Gronauer Masch

Gronauer Masch

Derneburg

Derneburg

Leine bei Betheln

Leine bei Betheln

Streuobstwiese

Streuobstwiese

Gronauer Masch

Gronauer Masch

Leineaue

Leineaue

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Im idyllischen Nettetal darf der Fluss noch Fluss sein

 
Die NaturschützerSie sind die Experten für Artenvielfalt:die ehrenamtlichen Mitglieder der Paul-Feindt-Stiftung. In einer Serie stellt diese Zeitung die bedeutendsten Naturschutzprojekte der Stiftung vor.
 
Kreis Hildesheim (wü). Aus der Perspektive von Naturschutzern gaben die 70er Jahre keinen Anlass zum Jubeln. Streuobst wiesen verschwanden, um dem Massenanbau von Plantagenobst Platz zu machen, sogar mit staatlicher Förderung. Landwirte legten feuchte Wiesen trocken, damit dort Getreide oder Rüben wuchsen. Und beim Bau von Straßen galt: je breiter, desto besser. Am Übelsten erwischte es Flüsse und Bäche.
 
Weil deren ursprungliche Überschwemmungsgebiete zunehmend zu Äckern oder Bauland wurden, nahmen auch die Schaden durch Hochwasser rasant zu. Die Folge: Flusse wurden begradigt, eingedeicht, zu Kanälen degradiert - natürlich auch mit Steuermitteln. Die Auswirkungen auf die Natur waren fatal. Der aus damaliger Sicht vielleicht gut gemeinte, aber nach heutigem Wissen höchst zweifelhafte Hochwasserschutz verstärkte die Flutgefahr sogar noch und entzog vielen Tier- und Pflanzenarten die Lebensgrundlage.
 
FlusslandschaftFlusslandschaft
Dieses Schicksal ist der Nette erspart geblieben. Von der Quelle in Herrhausen bei Seesen bis zur Mündung in die Innerste nahe Derneburg schlängelt sich das Flusschen. Über 43 km durch eine Landschaft fast wie aus dem Bilderbuch. Mit ihrem „.Projekt Netteaue" hat die Paul-Feindt-Stiftung des Ornithologischen Vereins zu Hildesheim (OVH) entscheidend dazu beigetragen. Den ersten Schritt gingen die Naturschützer schon im Jahr 1975, als sie sich um den Erhalt der stillgelegten Klärteiche in der Saumasch bei Bockenem bemuhten. Neun Jahre später kauften sie einen Teil des Geländes und ließen Pioniere der britischen Armee anrücken. Mit schwerem Gerät gestalteten die Soldaten ein Biotop nach den Vorstellungen des OVH und den Bedürfnissen der Natur. Wie bei fast allen Projekten der Stiftung steuerten auch in diesem Fall die Zoologische Gesellschaft Frankfurt, Kreissparkasse und Volksbank, private Spender sowie Landkreis, Land und EU erhebliche finanzielle Mittel bei. Nur so war es möglich, dass in der Flussaue bei Sottrum, Henneckenrode, Schlewecke, Bockenem und Königsdahlum inzwischen unzählige Grundstücke in den Besitz der Naturschützer Übergegangen sind. Zudem kauften die Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltschutz Ambergau und der Landkreis Hillesheim weitere Flächen fur den Naturschutz auf.
 
KuckuckslichtnellkeKuckuckslichtnellke
Einen kräftigen Schub erhielt das Projekt durch die Flurbereinigung in dem kleinen Ortchen Werder. Rund um das von schweren Überschwemmungen gebeutelte Dorf wurde ein Deich gezogen, im Gegenzug - und das ist der Unterschied zu früher - kamen als Ausgleich gut 70 ha im Nettetal unter Naturschutz. Die Bockenemer Klärteiche waren schon 1981 als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden. Seit 1993 hat das komplette Nettetal den Status eines Landschaftsschutzgebietes, im Jahr 2004 ist der Flusslauf bei der EU als Flora-Fauna-Habitat(FFH)-Gebiet gemeldet worden.
Die von ihr gekauften Äcker wandelte die Paul-Feindt-Stiftung in Grünland um, sie baute nicht mehr notwendige Drainagesysteme ab und ließ Tümpel ausbaggern. Die meisten Wiesen sind an örtliche Landwirte verpachtet, die darauf ihr Vieh weiden lassen. So trägt der Naturschutz auch zur Sicherung der viehhaltenden Betriebe im Nettetal bei.
 
Und auch südlich des Ambergaus. Auf Goslarer Gebiet, verfolgen Naturschützer seit einem Vierteljahrhundert mit ihrer „Aktion Naturland" dasselbe Ziel wie ihre Hildesheimer Nachbarn: Die ursprungliche Flusslandschaft entlang der Nette erhalten oder zu renaturieren.
 
ReiherenteReiherente
Das idyllische Nettetal beherbergt eine Fülle an Lebensräumen für Flora und Fauna: dichte Teppiche von Wasserpflanzen, Steilufer, Auwälder, Eichen- und Hainbuchenwälder, Gebüsche aus Erlen und Weiden, Überschwemmungsflächen, feuchte Hochstaudenfluren und Wiesen. Im Nettetal sind Reiherente, Kiebitz. Bekassine, Flussuferläufer. Rohrweihe, Rotmilan, Eisvogel, Neuntöter, Wasseramsel und Uferschwalbe zu Hause. Und dass die Groppe, ein rar gewordener Grundfisch, in der Nette lebt, zeugt von deren hoher Wasserqualität und einem intakten Ökosystem.
 
Noch hat die Paul-Feindt-Stiftung eine Menge Arbeit vor sich. Im Zuge der Flurbereinigung in Bockenem will sie die Renaturierung der Netteaue bis zur südlichen Kreisgrenze ausdehnen. Neben den gesetzlich vorgegebenen Uferrandstreifen soll, wie schon flussabwärts, ein grüner Gürtel von Biotopen entstehen.
 
Die Paul Feindt Stiftung will den Naturschutz im Nettetal weiter voranbringen. Wer dazubeitragen möchte, kann das „Projekt Netteaue" mit einer Spende unterstützen: Kontonummer 188087, Sparkasse Hildesheim (BLZ 2590130), Stichwort Netteaue
 
© Hildesheimer Allgemeine Zeitung