Mohn- und Kornblumen auf der Wernershöhe
Blick auf die Gronauer Masch
Mittelsäger bei Derneburg
Die Leine bei Betheln
Streuobstwiese
Gronauer Masch
Leineaue
Wernershöhe

Wernershöhe

Gronauer Masch

Gronauer Masch

Derneburg

Derneburg

Leine bei Betheln

Leine bei Betheln

Streuobstwiese

Streuobstwiese

Gronauer Masch

Gronauer Masch

Leineaue

Leineaue

Vorheriges Bild
Nächstes Bild
Das ehemalige Sandabbaugebiet „Schwalbenberg“ ist ein Bestandteil des Naturschutzgebietes HA 129 „Leineaue unter dem Rammelsberg“ sowie des gleichnamigen FFH-Gebietes 380. Es liegt in der Feldflur nordwestlich von Betheln am Talrand der Leineaue im Bereich von eiszeitlichem Geschiebematerial und Schmelzwasserablagerungen.
Anfang der 1980er Jahre wurde der Kiesabbau beendet; anschließend sollte die Grube mit Bauschutt verfüllt werden. Erfreulicherweise wurde das verhindert: Das Gebiet konnte Mitte der 1980er Jahre - gemeinsam mit der in der Nähe liegenden Grube „Brandsiek“ - mit Unterstützung der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft und des Landkreises Hildesheim erworben werden. Die Flächen wurden dem Ornithologischen Verein übertragen und später in das Eigentum der Paul-Feindt-Stiftung überführt. 1988 wurden beide Gruben in das neu ausgewiesene Naturschutzgebiet „Leineaue unter dem Rammelsberg“ einbezogen. Die Beobachtung der Vegetationsentwicklung auf den zunächst kahlen Sandflächen der Grube „Schwalbenberg“ war eine spannende Aufgabe, die die Botanische Arbeitsgruppe des OVH übernahm. Die Botaniker erstellten im Gebiet in Abständen von jeweils mehreren Jahren ausführliche floristische und vegetationskundliche Bestandsaufnahmen.

Im Jahre 1985 stellte die Gruppe in der damals noch weitgehend vegetationsarmen Sandgrube bereits 74 Farn- und Blütenpflanzen fest. Damals breiteten sich vor allem Pioniergesellschaften aus Einjährigen und Huflattich auf den Sandflächen aus. Ausdauernde Pflanzen und erste Gehölze waren nur in den seit längerem ungestörteren Randbereichen der Grube zu finden. In den Steilhängen brüteten Uferschwalben-Kolonien (Foto) mit mehreren hundert Tieren. In Tümpeln und nassen Senken wuchsen Laichkraut und Gift-Hahnenfuß, auch Froschlöffel, Breitblättriger Rohrkolben und Rohr-Glanzgras wurden gefunden.

Im April 1988 rückten Panzer der Bundeswehr ein, um Teile des Abbaugebietes zu planieren und die eingebrachten Bauschutt- und Bodenablagerungen zu überdecken (Foto). Zur Sicherung der steilen Grubenkanten wurden rings um das Gebiet Hecken gepflanzt. Danach wurde der „Schwalbenberg“ der natürlichen Sukzession überlassen.
 
Die nächste floristische Erfassung erfolgte im Mai 2000. Ausdauernde Ruderalfluren trockener und feuchter Standorte bedeckten nun die sandig-kiesigen Flächen der Grube, und in den Randbereichen hatten sich Gebüsche mit Weißdorn, Schlehe, Brombeeren und Rosen sowie Pionierbäume wie Sal-Weide, Berg- und Feld-Ahorn, Birke, Esche und Stiel-Eiche angesiedelt. In den Kleingewässern wuchsen Armleuchteralgen, und in einem größeren Tümpel im mittleren Bereich wurden die Kleine Wasserlinse und der gefährdete Wasserhahnenfuß gefunden. Röhricht- und Uferpflanzen wie Schilf, Breit- und Schmalblättriger Rohrkolben, das seltene Fluss-Greiskraut und Binsen-Arten waren ebenfalls vorhanden. Insgesamt wurden 156 Arten gezählt. Als gefährdete Tierart des Gebietes wurde der Laubfrosch festgestellt.
 
Die bislang letzte botanische Bestandsaufnahme erfolgte im Jahre 2011, ca. 30 Jahre nach Auflassung der Grube. Erwartungsgemäß waren die meisten ehemaligen Sandflächen nun von Vegetation bedeckt, zahlreiche Einzelgehölze und Gehölzgruppen hatten sich angesiedelt. Nur wenige steile Hänge zeigten sich noch vegetationsarm. Die ebenen Flächen wurden von blütenreichen Ruderalfluren mit Wilder Möhre, Bitterkraut und der seltenen Rosen-Malve sowie von ruderalisierten Glatthaferwiesen mit Wiesen-Labkraut, Wiesen-Bärenklau, Wiesen-Bocksbart und Gamander-Ehrenpreis bedeckt. Auch ärmere Ausbildungen mit Echtem Labkraut, Margerite, Wiesen-Hornklee und Thymian wurden festgestellt, und in wärmebegünstigten Säumen fanden wir neben Dost, Odermennig und Kleiner Bibernelle auch mehrere hundert Exemplare der gefährdeten Art Raue Nelke.
 
Erkennbar ist, dass das in der NSG-Verordnung von 1988 beschriebene Schutzziel „Erhaltung von vegetationsarmen Flächen in den Sandgruben“ infolge der natürlichen Entwicklung nicht erreicht werden kann. Um aber eine offene Landschaft mit niedrigwüchsiger Pflanzendecke zu erhalten und zur Eindämmung des spontanen Gehölzaufwuchses wird das Gebiet seit einigen Jahren zweimal jährlich mit Schafen beweidet.

Maren Burgdorf