Wenn ein Schotte Geiz nicht geil findet

Sie tun viel Gutes -und sind dennoch oft nur wenigen bekannt: Zum ersten Niedersächsischen Stiftungstag haben sich 220 Initiativen auf der Domäne Marienburg versammelt. Sie werben für bürgerschaftliches Engagement.
 
Hildesheim (kia). Der eigene Name, für immer mit einem guten Zweck verbunden - für viele Menschen ist das eine gleichzei­tig befremdliche und doch auch wohlige Vorstellung. Die Möglichkeit dazu bietet eine Stiftung: Das Vermögen des Spen­ders bleibt auf Dauer erhalten, aus den Er­trägen wird ein vorher festgelegter Zweck gefördert. 220 solcher Stiftungen haben sich gestern beim ersten Niedersächsi­schen Stiftungstag auf dem Kulturcam­pus Domäne Marienburg der Universität -ebenfalls eine Stiftung - vorgestellt.
 
Aus ganz Niedersachsen waren Vertre­ter angereist, um die Aktionen ihrer Ini­tiativen vorzustellen: von der Forderung musikalischer Talente über neue Kinder­spielplätze bis zur Aufklärung von De­pressionen. Dieses breite Spektrum lobt Ministerpräsident David McAllister, ein halb-Schotte, als „vielfältig und leben­dig": Allein im vergangenen Jahr seien 99 neue Stiftungen hinzugekommen. „Oft stehen gerade die kleineren Stiftungen für großen Ideenreichtum und vielfältiges Engagement."
 
Doch so rühmlich diese Entwicklung auch sei: Um dauerhaft leistungsfähig zu sein, muss auch Kapital vorhanden sein. Und zwar in ausreichender Menge. Lange Zeit waren 25.000 Euro als Mindestvolu­men angesehen, mittlerweile empfiehlt der Deutsche Stiftungsverband mindes­tens 50.000 Euro. „Und das ist immer noch knapp", sagt McAllister. Angesichts der Finanzkrise ließen sich mit solchen Beträ­gen kaum mehr Erträge erzielen. Anstatt also für jedes Projekt eine eigene Stiftung zu gründen, sollten Spender lieber kleine­re Initiativen zusammenlegen oder zu be­stehenden zustiften. Michael Beier, Mit-Organisator des Treffens und Vorstand der Heinz-Sielmann-Sttftung in Duder­stadt, geht sogar noch einen Schritt wei­ter „Für eine echte Stiftung braucht man 2 Millionen Euro."
 
Von einer gesetzlichen Vorgabe des Startkapitals hält Uni-Präsident Wolf­gang-Uwe Friedrich indes nichts. „Ich möchte nicht diejenigen mit 25.000 Euro Liquidität verlieren." Das habe auch et­was mit der Kultur des Danksagens zu tun - und die sei in Deutschland unterent­wickelt. Arbeiten müsse man außerdem an der stärkeren Verzahnung von Stiftun­gen und Bildung, erklärt Friedrich: Die Spendenwilligkeit der Deutschen sei zwar hoch - sie gehe aber in der Regel nicht in den Bereich Bildung. „Da heißt es oft: 'Da­für ist der Staat zuständig'." Diese An­nahme sei jedoch falsch: „Für unser Sti­pendienprogramm zum Beispiel brauchen wir Stiftungen."
 

Damit es weiter kreucht und fleucht

Die Paul-Feindt-Stiftung auf dem Tag der niedersächischen Stiftungen

Für den Erhalt von Pflanzen- und Tierarten in der Region setzt sich die Paul-Feindt-Stiftung ein. Initiiert von Heinz Ritter und 1989 vom Ornithologischen Ver­ein zu Hildesheim gegründet, befinden sich mittler­weile mehr als 600 ha im Landkreis in ihrem Be­sitz. „Wir legen unter anderem Feuchtgebiete an oder versuchen, Flüsse zu renaturieren", erklärt Vorstandsmitglied Die­ter Goy. Ein Beispiel sind die Derneburger Teiche: Die Stiftung schützt und pflegt das Gebiet, das rund 200 Vo­gelarten beheimatet. Allerdings bringen die vielen Flächen kaum wirtschaftliche Erträ­ge, sagt Goy. „Deshalb sind wir auf Spenden angewiesen." (kia)
 
© Hildesheimer Allgemeine Zeitung